7.9.11

 1432





IWAN DIMITRIJEWITSCH WSSEWOLOSCHSKOY,
Moskauer Bojar unter dem Zaren "Wassilij dem Dunklen"


1432 hat Iwan Dimitrijewitsch den Zar "Wassilij den Dunklen" auf seiner Reise zur Horde begleitet,
wo eine Verhandlung zur Verleihung des Großfürstentitels für Wassilij geführt werden sollte.
 Die schmeichlerischen Beteuerungen von Wssewoloschskoy, daß sich Wassilij  in dieser Sache der Gnade des Kahns sicher sein könne, haben die Verhandlungen zu einem erfolgreichen Abschluß geführt und Wassilji erhielt den Titel des Großfürsten.

Zur Belohnung hätte Wssewoloschskoy eine Tochter von Wassilji heiraten dürfen, so wie es ihm von Wassilij versprochen worden war. Aber Wssewoloschskoys Heiratspläne wurden von Wassilijs Mutter durchkreuzt: sie war degegen.

Der beleidigte Wssewoloschskoy ging zuerst zu einem Onkel des Zaren, Kostantin von Uglitsch,
dann nach Twer, und danach zum anderen Onkel des Zaren, Jurij von Galitsch.
Wssewoloschskoy stachelte Jurij zum Krieg gegen seinen Neffen Wassilij an und während des Kriegs tat  der beleidigte Wssewoloschskoy alles, was er vermochte, um eine Versöhnung der Gegner zu verhindern.

Doch Wassilij siegte und auf Befehl von Wassilji wurde Wssewoloschskoy hingerichtet und alle seine Dörfer wurden dem Staatsschatz des Großfürsten einverleibt.





1647
 

EUFEMIA FJODOROWNA WSSEWOLOSCHSKOY ( die Schöne )

Ein Schönheitswettbewerg wurde in Rußland abgehalten, wenn ein Zar oder sein Nachfolger eine Braut warben.   Für Zar Alexis, 18, wurden im Jahre 1647 zweihundert Mädchen ausgesucht. Diese Anzahl wurde auf 6 Stück reduziert.  Zar Alexis wählte die schöne, großgewachsene Eufemia Fjodorowna Wssewolschskaya, einer Familie angehörig, die vom Wikinger Rurik abstammt.  Vor Aufregung fiel das junge Mädchen bei seiner Verlobung in Ohnmacht und wurde von eifersüchtigen Höflingen der Krankheit bezichtigt. In Folge dieser Verleumdung löste Zar Alexis die Verlobung und wählte eine andere Braut.  Eufemia blieb ledig und starb 81-jährig.

Sie ist die dritte von links.





1824

sagt Puschkin zu
Alexander Wssewolodowitsch Wssewoloschskoy:

"Verzeih mir, Du glücklicher Sohn der Festmahle!
Du verwöhntes Kind der Freiheit!
Nun reitest Du fort von unseren Ufern,
aus der toten Gegend der Sklaven, der Hochburg der Grillen und der Mode.
Du reitest nach dem friedlichen Moskau, wo man Vergnügungen schätzt,
sorglos mit offenen Augen träumt und Neuigkeiten liebt.
In dieser asiatischen Gegend glaubt man das Leben sei nur ein Spiel!
Die allerliebste Greisin Moskau in ihrem altehrwürdigen Hut bezaubert mit ihrer Buntheit,
die vielfältig und lebendig ist, mit den Bräuten, den Glocken und Festmahlen,
mit der lustigen und leichten Hast, mit unschuldigen Geschichten und Gedichten.
An lauten Abenden siehst du dort aufgeblasenen Zeitvertreib, Ziererei in dünnen Spitzen,
Dummheit mit goldener Brille, der fetten Vornehmheit Katzenjammer und
Langeweile mit Spielkarten in den Händen.
Hinter vorgehaltener Hand wirst du, von alldem nur ein flüchtiger Beobachter, heimlich lachen, denn
als treuer Anbeter des echten Vergnügens und der goldenen Faulheit, der Du die Freiheit von ganzem
Herzen liebst, bleibst Du nicht lange, wie ich weiß, in der vornehmen Welt und entschließt Dich,
für Dich selbst zu leben.
In einem entfernten Obdach seh ich Dich schon in meinen Gedanken:
in dem gischtigen Weinglas schäumt der kalte Aixstrahl, im dicken Rauch der faulen Pfeife
lärmen und trinken in Morgenröcken Deine neuen Freunde, die ägyptischen Mädchen fliegen und kreisen vor Dir. Ich höre die hohen Stimmen, das Stöhnen der Wonne, wildes Heulen, sehe
ihre rasenden Bewegungen, das Feuer ungestümer Augen. Und alles das, mein Freund
spiegelt in Deiner Seele ein bebendes Entzücken.
Aber entsinne Dich, mein Lieber:
hier bleibt einsam und allein die junge Gefangene. Auf Dich wartend seufzt sie den ganzen Tag
mutlos und träumerisch. In ihrer süßen Nachdenklichkeit weint sie,
ihre Tränen vor den Argusaugen der Wächter verbergend am Fenster
und schaut auf das leere Haus, wo wir so oft gefeiert haben,
mit Ciprida, mit Bacchus und mit Dir.
Wohin fliegen ihre Wünsche mit Hoffnung und Kummer?
Oh, wie bald finden den Geliebten ihre gesenkten Blicke und wann endlich
öffnen sich die eifrigen Schlösser ihrer Liebe?
Und wann wird, Lieber, wieder lebendig unser verwaister Freundeskreis?
Wann kommst Du zurück lieber Freund!
Die Seele fliegt Dir nach und wo Du auch sein solltest:
nimm den Kranz aus den Händen der jungen Wollust und beweis uns,
daß Du ein Professor bist der unerklärbaren Wissenschaft
des Glücks.





1935


ANDREJ DIMITRIEWITSCH WSSEWOLOSCHSKOY an DAISY FREIIN VON FREYBERG ZU EISENBERG


Liebe Daisy!

Ich gratuliere ganz herzlich zu Deiner Wahl zur Schönheitskönigin des Jahres 1935!
Deine Mutter schrieb mir von Deinem Vertrag mit der Firma Schwarzkopf, deren schwarzer Kopf nun der Deine sein wird und Dir und Deiner Mutter helfen soll, das Schloß in Offenstetten zu erhalten!
Nun werden wir Dich bald auf jedem Haarwaschmittel zu Gesicht bekommen, frag doch bei der Firma, ob sie nicht auch gute Haarwuchsmittel haben für die sich lichtenden Locken Deines alten
Koy

P.S.: Leider bin ich geschäftlich nicht so erfolgreich, aber ansonsten auch mit Schönheit gesegnet wie Du.







1942


ALEXEJ GUSSEV AN ANDREJ DIMIRIEWITSCH WSSEWOLOSCHSKOY

Regensburg, 15. Oktober

Lieber Andrej Dimitriewitsch!
Ich suche schon seit 6 Monaten nach Ihnen und habe heute endlich Ihre Adresse bekommen.
Diese Adresse bekam ich von Ihrem Cousin Andrej Alexandrowitsch Nekrassov ("Andruscha Bolschoi"), dem ich heute auch schreibe, weil ich Euch beide gesucht habe.
Darf ich mich vorstellen: Ich bin der zweite Mann Ihrer Schwester Lenitschka!
Ich kenne Sie sehr gut von Photos und aus den Erzählungen meiner Frau und Sie kennen mich wahrscheinlich nicht. Mein Name ist Alexej Gussev.
Lenitschka kam im Jahre 1933 aus Tiflis, um ihre Verwandten zu besuchen und gleichzeitig "kennenzulernen", wie sie selbst lachend sagte. Die Nekrassovs aus Kaluga und die Jermolovs aus Moskau. Damals arbeitete ich in Moskau und lernte bei Ihrer Tante Lila Andrejewna Jermolova, der Schwester Ihres Vaters Dimitri Andrejewitsch Wssewoloschskoy meine Lenitschka

Helena Andrejewna Wssewoloschskaya
kennen und lieben. 1934 heirateten wir und zogen nach Kaluga.
1935 zog ihre Mutter Warwara Michailowna aus Petersburg zu uns und wir wohnten zu dritt.
1935 verbrachten wir einen gemeinsamen Urlaub im Kaukasus und zwar bei Ihrem Vater Dimitri Andrejewitsch. Er lebte in der Nähe von Kutais und war schon in seinem neuen Arbeitsverhältnis als Pianist. Warwara Michailowna verbrachte den ganzen Winter bei ihm, ihrem geschiedenen  Mann, wobei die Lenitschka vergeblich ihre zweite Hochzeit zu arangieren versuchte.
Im Dezember 1938 starb Ihr Vater am Herzinfarkt und wurde in Sestafoni begraben. So waren wir bis zuletzt alle beisammen. Ich arbeitete in meinem Beruf als Ingenieur, Warwara Michailowna lehrte Fremdsprachen und Lenitschka arbeitete an der Schreibmaschine.
Dann begann der Krieg und wir blieben die ganze Zeit in Kaluga, das später von den deutschen Truppen besetzt wurde. Dann kam es so, daß ich am 12.12.41 Kaluga verließ, während Lenitschka und Warwara Michailowna dort im deutschen Feldkrankenhaus als Dolmetscherinnen blieben. Und wenn ich jetzt an sie denke, und ich denke fast immer an sie, weil Lenitschka mein nähester und am meisten geliebter Mensch ist, tut mir das Herz weh und ich mache mir schreckliche Sorgen. Was ist mit ihnen jetzt? Sind sie aus Kaluga weggezogen oder nicht? Vielleicht sind sie schon auf deutschem Territorium. Das wäre ein Glück für mich. Man muß sie unbedingt suchen und ich mache das gerade. Ich bitte sie auch, alles möglich zu machen, um sie zu finden, weil es für Sie einfacher ist. Ich bin erst 6 Monate im Ausland. Zwei Monate habe ich in Warschau verbracht. Wenn Sie nur wüßten, wie Ihre Mutter und Lenitschka Sie sehen wollten und wie sie beide Sie finden wollten. Ich hoffe, daß Gott sie beschützt und ich sehe sie wieder.
Jetzt bin ich in Regensburg als Metallschweißermeister. Ich möchte sie so gerne treffen, weil ich Ihnen so viel erzählen kann. Ich freue mich auf Ihre Antwort und noch besser wäre, wenn Sie mich einmal kurz besuchen könnten.

Ihr Schwager Alexej Gussev




Regensburg, 14. Dezember

Lieber Andrej Dimitriewitsch!
Ich habe Ihren Brief vom 1.November bekommen. Es hat mich sehr gefreut und ich danke Ihnen dafür, daß Sie mir geschrieben haben. Jetzt weiß ich, daß ich hier im Ausland nicht mehr so alleine bin. Ich freue mich auf die Zeit, wenn ich Sie persönlich kennenlernen kann, weil ich Sie aus den Erzählungen Ihrer Verwandten schon lange kenne.
Seit 1927 war ich ständig als Gast in der Familie Nekrassov, wo ich schon bald als Familienmitglied angenommen wurde. Ich habe auch Ihre großmutter Helena Petrowna kennengelernt und Ihre Tante Olga Andrejaewna Nekrassova, auch Alexander Fjodorowitsch Nekrassov und Ihren Cousin Pjotr.
Mit Lenitschka Nekrassova, die ich gerne habe, und nicht nur ich, sondern auch alle ihre Bekannten, bin ich immer noch in einer guten verwandtschaftlichen und freundlichen Beziehung. Jetzt ist sie verheiratet und zwar mit dem Sohn des berühmten russischen Malers Krjischitzki und wohnt in Joschka Ola hinter Kazan. Ich hoffe, daß sie immer noch lebt und gesund ist, weil diese Stadt sehr weit im Osten liegt.
Auf diese Weise bin ich für Sie, obwohl ein neuer Verwandter, auch gleichzeitig schon ein alter, weil ich schon 1934 der Mann von Lenitschka wurde.
Sie habe ich auf folgende Weise gefunden: Als ich in Warschau war, gab ich ein Inserat in die lokale Zeitung, daß ich Sie und Andrej Alexandrowitsch Nekrassov suche, aber nach 4, 5 Tagen bin ich nach Regensburg gefahren. Sowohl Sie, als auch Andrej Alexandrowitsch haben diese Anzeige gelesen und der Zeitung geschrieben, aber aus Warschau bekam ich die Antwort erst im September. Gleichzeitig schickte ich einen Suchbrief nach Berlin. Vom Polizeipräsidium bekam ich sehr bald die Antwort, daß Sie in Berlin gewohnt hatten und zwar in Schöneberg, Bambergerstraße 45, aber Daß Sie im Mai 1945 nach Radzin, Polen, gegangen sind. So habe ich Sie sehr schnell gefunden.
Wenn ich jetzt auch noch Lenitschka und Warwara Michailowna finden würde, dann hätten wir beide Glück, weil Sie ihre Mutter endlich finden und ich meine Frau. Wenn Sie nur wüßten, wie Warwara Michailowna und Lenitschka Sie zu finden versuchten! Für uns war es besonders schwierig, weil wir bei den sowjetischen Behörden kein Vertrauen hatten. Jeden Moment konnte man erwarten, bei der nächsten Terrorwelle verhaftet zu werden. Aber Gott sei Dank ist nichts passiert.
Als unsere Stadt von den deutschen Truppen besetzt wurde, bekamen Lenitschka und Ihre Mutter Hoffnung, Sie zu finden. Jeder deutsche Soldat oder Offizier, der bei uns zu Hause war, erhielt den Auftrag, Sie zu suchen.Aber offiziell bin ich der erste, der sie endlich gefunden hat. Ich hoffe, daß auch dieses Mal mein größtes Unglück abgewendet wird und ich meine liebe Familie wiederfinde, dann wird nicht nur meine, sondern auch Ihre Einsamkeit beendet. Bitte vergessen Sie mich nicht, ich bin so froh, daß ich Sie gefunden habe.
Ich wünsche Ihnen alles Gute und viel Erfolg bei Ihrer Suche

Ihr Schwager Alexej Gussev 



 


1944


Daisy Baronin Freyberg
Offenstetten, Niederbayern, Schloß

Mein lieber Freund Andrej!

                             Zu der traurigen Mitteilung des Todes Ihres Schwagers Alexej Gussev                                      wollte ich Ihnen noch berichten, daß ich kurz nach dem Fliegerangriff auf Regensburg in der Bahn von Regensburg nach Würzburg einen Offizier der motorisierten Flak traf. Dieser Herr erzählte uns, daß sie nach jedem Angriff eingesetzt werden, um Verwundete zu retten, Tote zu bergen und aufzuräumen, und Medikamente und Hilfsmittel zu bringen. Er berichtete über den Angriff, der Mittags am 17. August bei strahlendem Sonnenschein gegen 12 Uhr stattfand, folgendes:

Die starken amerikanischen Kampfverbände sammelten sich über den Messerschmittwerken, die an der Peripherie von Regensburg liegen. Nachdem ein Teil der Flieger einen Nebelring über die Fabrikanlage gezogen hatte, flogen die USA-Bomber über diesen dichten Ring und warfen in denselben so exakt ihre Bomben, daß auch nicht ein Haus in Regensburg beschädigt wurde, ja selbst die Lazarette, die auf 10 Meter Entfernung liegen, intakt blieben, mit Ausnahme von kaputten Fensterscheiben. Da weder Flak noch deutsche Jäger angriffen, konnte der feindliche Verband ungestört seine Sprengbomben abladen und fortfliegen.

Der sehr sympathische Flak-Offizier, in Kelheim stationiert, berichtete, daß beim Fliegeralarm vor dem drohenden Angriff der Amerikaner, dahingehend Schutzvorbereitungen getroffen wurden, daß russische Kriegsgefangene, die bei Messerschmitt arbeiteten (später hörte ich, es sollen gegen 600 gewesen sein, doch ich habe keine Ahnung, ob die Zahl stimmt) die deutschen Arbeiterinnen, die gleichfalls in großer Zahl dort beschäftigt waren, in die wenigen Luftschutzräume führten und sich als Schutz flach über diese Schutzräume legten. Dieses taten die russischen Kriegsgefangenen freiwillig und von sich aus, ohne daß sie von einer Seite dazu aufgefordert wurden.
Durch dieses heldenmütige Verhalten und die über jedes Lob erhabene Aufopferung wurden fast sämtliche Frauen gerettet, jedoch sämtliche russischen Kriegsgefangenen getötet.

Unter diesen hat sich nun also auch Ihr Schwager befunden. Es wird Ihnen vielleicht ein Trost sein, daß er sofort tot war, und daß er auf so edle und hochherzige Art und Weise sich für die Frauen aufopferte.

Der Offizier, der uns im Coupe in ergreifender Weise dies Erlebnis schilderte, sprach in den Worten der höchsten Anerkennung über diese Gefangenen. Er schaute sich in dem vollbesetzten Coupe um und sagte sehr betont."Diese Russen waren wirkliche Helden. Was wahr ist, muß wahr bleiben, und der Gerechtigkeit muß man die Ehre geben."

Vielleicht wird Ihre Schwesetr einmal später in der Lage sein, von dieser letzten Tat Ihres Mannes zu hören. Es tut mir sehr leid, lieber Koy, auch für Sie

Ihre Daisy








1954

WARWARA ANDREJEWNA WSSEWOLOSCHSKOY  ( die Zukünftige):

"Ich spreche jetzt:

Im Herbst sagt Marylou Chalacombe in der Junior High School in Lansing, Michigan, zu meiner zukünftigen Schwester Chris: "Deine Mutter hat ein Umstandskleid an! "Meine zukünftige Schwester Chris kommt nach Hause und fragt die Mutter:  "Hast du ein Umstandskleid an?"  Da setzt sich meine zukünftige Mutter an den Küchentisch und weint bitterlich."