22.8.11

WARWARA

 

von links nach rechts: Andruscha Bolschoi, Andruscha Malinki, "Student", Helena Nekrassowa:


1996



HELENA NEKRASSOVA:
"ICH SPRECHE JETZT:

Dein Großvater, mein Onkel Mitja,
Dimitrij Andrejewitsch Wssewoloschskoy



hat sehr viel Klavier gespielt und die Balaleika auch. Er hat immer eine Menge Leute eingeladen und Zigeuner waren auch dabei und seine Frau
Warwara Michailowna
hat auch Klavier gespielt und gesungen und war ein sehr intelligenter und gebildeter Mensch.
Onkel Mitja hat die kaiserliche Hochschule absolviert, wo er einer der Besten war.
Er hat viel Klavier gespielt und gesungen. Seine Frau Warwara Michailowna war eine sehr kultivierte Person. Sie haben sich getrennt.
Warwara hat dann Mitjas Studienfreund Bousset geheiratet und ist nach Kaluga gezogen.
Onkel Mitja hatte nun für seine Tochter Helene und den kleinen Andruscha, Deinen Vater, zu sorgen.
Sie hatten eine Amme und lebten alle im Hause der Großeltern Wssewoloschskoy. Dann mußte die Großmutter
Helena Petrowna
operiert werden. AlsWarwara Michailowna das erfuhr, kam sie, zog das kleine Mädchen für einen Spaziergang an und entführte es. Sie schrieb dann später einen Brief an die Schwiegermutter Jelena Petrowna, in dem sie sie beschworen hat, ihr die Tochter Helene zu lassen. Und der kleine Sohn, Andruscha Malinki ist mit seinem Vater geblieben. Der kleine Sohn, also Dein Vater, lebte also im Hause Wssewoloschskoy mit seiner deutschen Erzieherin.
Mein Bruder Andrej der Große, Andrej Bolschoi genannt, war ein Jahr älter als Andruscha Malinki, Andruscha der Kleine, Dein Vater. Ich habe mit ihm, meinem kleinen Cousin, überall gespielt. Wir sind sogar im Wald von Konstantinovka auf die Bäume gestiegen. Mein Gott!
Einmal sind wir auf einen Baum gestiegen und die Deutsche schrie:"Kommt sofort runter!" Ich bin runter gestiegen aber Andruscha Malinki kletterte höher und höher. Er hat sich auf einen Ast gesetzt, der Ast brach und Andruscha ist auf den Boden gefallen. Gott sei Dank ist ihm nichts passiert. Schrecklich: runtergefallen!  "Makakken" nannte uns der Onkel Fjodr.

Warwara Michailowna hat dann noch eine Tochter Lila geboren.
Dann begann der Krieg und sie hat die beiden Töchter in ein Internat gegeben. Onkel Mitja hat auch wieder geheiratet. Sie haben dann den Knaben zu sich genommen. Er nannte seine Siefmutter "Mama".
 Nach der Revolution hat die zweite Frau den Onkel Mitja verlassen. Da er als Offizier dienen mußte, hat sie den kleinen Andruscha bei ihrer Schwester in Torschok, im Twerbezirk gelassen. Dort ist er in die Schule gegangen. Nach dem Schulabschluß ist er nach Sankt Petersburg gefahren, wo zu der Zeit auch sein Vater, mein Onkel Mitja, Dein Großvater, unter einem verdeckten Namen lebte. Er hat bei seinem Vater gewohnt und konnte als Adliger keinen Studienplatz bekommen. Dann ist er krank geworden.
In Sankt Petersburg war auch seine Schwester Helene im Internat. Er hat sie gefunden, hat sie aufgesucht und gesagt:
"Ich bin dein Bruder!"
Das Mädchen hat sich sehr gefreut. Sie wohnte dann auch bei ihrem Vater
 
Dimitri Andrejewitsch Wssewoloschskoy.

Helene hatte die Schule noch nicht absolviert, als sie erfuhr, daß ihre Mutter Warwara Michailowna im Süden, im Kaukasus lebt und ist zu ihr gefahren. Helene war sehr hübsch und hat sich verliebt und geheiratet. Sie bekam eine Tochter, die Olga. Plötzlich wurde ihr Mann verhaftet und nach Tiflis geschickt. Helene überließ ihre kleine Tochter der Schwester ihres Mannes, weil sie befürchtete auch verhaftet zu werden und fuhr selbst nach Tiflis. Dem kleinen Mädchen Olga wurde zu seiner eigenen Sicherheit befohlen, Helene nicht mehr "Mutter" zu nenen.
Der Mann von Helene wurde erschossen. Zwei Tage später kam der Befehl aus Moskau "sofort befreien!"Aber er war schon erschossen. Man kam zu Helene und bot ihr eine Menge Geld an, dafür, daß der Mann versehentlich erschossen worden war. Aber sie hat ihnen das Geld ins Gesicht geworfen. Da sie überhaupt keinen Unterhalt hatte, mußte sie in einem Photoatelier arbeiten, Vögel füttern und gleichzeitig hat sie die georgische Sprache gelernt.
Andruscha Malinki war immer noch krank in Petersburg und konnte nicht studieren. Helene schrieb ihm aus Tiflis:"Fahr zu Deiner Mutter, Du lernst sie kennen und sie wird Dir helfen". Er machte die lange Reise zu seiner Mutter in den Kaukasus. Warwara Michailowna war überglücklich ihren Sohn Andruscha wiederzusehen, der inzwischen 17 Jahre alt war. Sie pflegte ihn gesund und ein Bekannter, Fridjof Nansen, besorgte dem kleinen Andruscha ein Stipendium für Berlin. Dort studierte er Architektur. Nach dem Krieg heiratete er und ging nach Amerika. Nachdem er schon einen Sohn Andrej hatte, bekam er noch eine kleine Tochter




 

Warwaschka